Ohrlöcher stechen: So geht’s & Pflegetipps
Es kommt der Zeitpunkt im Leben jeder Frau und auch manchen Mannes, in dem man sich einfach Ohrlöcher stechen lassen will. Manchmal ist der Punkt schon im Kindergartenalter erreicht, manchmal später. Was nun? Ab zum Piercer, zum Juwelier oder einfach Zähne zusammenbeißen und Selbermachen? Das ist wie bei vielen Schmuckdingen irgendwie Geschmacksache. Mit diesen Tipps fällt Dir die Wahl leichter. Abschließend gibt es noch ein paar Tipps zur Ohrlochpflege aus unserer langjährigen Erfahrung im Schmuckgeschäft.
Ohrlöcher stechen: Überlegungen vorab
Zunächst musst Du entscheiden, wohin genau das Loch im Ohr soll. Dafür gibt es vier verschiedene Stellen: Ohrläppchen, Ohrmuschel, Knorpelgewebe der Ohroberkante und Knorpelfortsatz am Ohreingang.
Ohrringe können eventuell, je nachdem wo sie gestochen werden, die zugehörigen Reflexzonen beeinflussen. Im Allgemeinen geschieht dies aber nur beim Stechen, sowie während der Tage danach und hat auf die Reflexzone einen positiven energetischen Einfluss. Vernarbt die Stelle, lässt auch die Reizwirkung nach. Falls das Thema für Dich wichtig ist, informiere Dich bei einem Profi für Akupunktur.
Das Schießen eines Loches ist nur an Stellen möglich, an denen kein Knorpelgewebe vorhanden ist – das wäre also klassischerweise das Ohrläppchen. Dazu wird ein Ohrstecker aus Chirurgenstahl in eine Federdruckpistole eingelegt und durch das Gewebe geschossen. Hinter dem Ohrläppchen rastet dann der Verschluss ein. Es gibt aber auch vollständig verkapselte und sterile Systeme – hier wird der Ohrstecker mit reiner Muskelkraft durch das Ohr gedrückt.
Ein Loch Piercen geht fast überall – also an der Augenbraue, der Nase, Nippel und auch am Ohrläppchen. Im Gegensatz zum Schießen sticht der Piercer mit einer Hohlnadel. Die zu piercende Stelle wird angezeichnet, dann mit der Zange fixiert und mit der Hohlnadel durchstochen. Erst danach setzt der Piercer den Schmuck ein.
Ohrlöcher stechen beim Piercer: Nicht nur am Ohr State-of-the-art
Piercer verwenden eine Hohlnadel, das ist besonders bei Piercings durch den Knorpel besser. Während die Pistole das Gewebe durchtrennen kann, verdrängt die Nadel es nur. Daher wird diese Methode als schonender angesehen. Die Nadel kann viel genauer angesetzt werden, als eine Pistole. Der Nachteil dieser Variante: Es dauert ein wenig länger als der Schuss. Für Piercings an anderen Stellen als dem Ohrläppchen, als Helix, Nase, Nippel etc., empfehle ich auf jeden Fall, zum Piercer zu gehen.
Für wen ist das Stechen beim Piercer geeignet? Alle, bei denen es nicht das letzte Piercing sein wird und die ästhetische Perfektion suchen. Aber auch für alle, die es wirklich ganz korrekt wollen. Bei einem guten Piercingstudio bekommst Du ein erstklassiges Piercing, das rechtfertigt auch den höheren Preis.
Preis: 40 bis 100 € – je nach Körperstelle
Ohrlöcher stechen beim Juwelier: Kurz und knackig
Beim Juwelier findest Du Ohrlochstechsysteme, die einen eingesetzten, sterilen Stecker direkt durch das Ohr drücken. Bei Kindern wird häufig auf beiden Seiten gleichzeitig „geschossen“, damit das Kind dann beim zweiten Loch keinen Rückzieher mehr machen kann. Das funktioniert wunderbar.
Übrigens: Ärzte, Apotheken und auch einige Friseur- und Kosmetikläden bieten ebenfalls klassisches Ohrlochstechen an. Wir bei Phantasieschmuck machen es nicht, da meistens nur eine Verkäuferin im Laden ist und man vor allem bei Kindern besser zu zweit sein sollte.
Für wen ist das Stechen beim Juwelier geeignet? Ohrloch-Neulinge und vor allem für die ersten Ohrlöcher bei Kindern. Meiner Meinung nach ist diese Art völlig ausreichend, solange durch den weichen Teil des Ohrläppchens geschossen wird. Geh für alle anderen Bereiche auf jeden Fall zu Piercer.
Preis: 15 – 30 €
Ohrlöcher stechen zu Hause: Finger weg von der Reißzwecke!
Ja, man kann sich einfach eine Reißzwecke durch das Ohrläppchen rammen und auf der anderen Seite eine Kartoffel dagegen halten. So haben sich schon Millionen Menschen ihre Ohrlöcher gestochen. Das kann gut gehen, birgt aber ein großes Infektionsrisiko.
Hier gibt es aber inzwischen eine bessere Lösung, als die Nadel im Lagerfeuer zu desinfizieren. Wenn Du zu den Hartgesottenen gehörst, die sich das Selber-Stechen trauen, dann investiere 10 – 15 € in eine Ohrlochpistole (z.B. hier zu kaufen) und ein Paar sterile, medizinische Ohrstecker. Damit geht es einfacher und vor allem sauberer.
Für wen ist Selber-Stechen? Mutige und angehende Zimmerleute.
Preis: 10 – 15 €
So geht’s weiter nach dem Ohrlöcher stechen
Pflegetipps für frisch gestochene Ohrlöcher
Ein frisch gestochenes Ohrloch ist eine offene Wunde, die nicht einfach zusammenwachsen darf, sondern es soll sich neue Haut bilden. Das dauert seine Zeit und gelingt besser, wenn Du diese Tipps beachtest:
- Ohrstecker oder das Ohr nur mit sauberen Händen berühren.
- Vermeide Kontakt mit Feuchtigkeit und Schmutz, dazu zählen auch Haarspray, Shampoo und Seife.
- Schwimmbad, Sauna und Badesee in den ersten 4 Wochen meiden. Es ist also sinnvoll, sich die Ohrlöcher nicht am Anfang des Sommerurlaubs stechen zu lassen.
- Ohrlöcher von der Vorder- und von der Rückseite des Ohrs mindestens einmal täglich mit einem antiseptischen Gel oder einem Desinfektionsmittel pflegen, ohne dabei den Ohrstecker zu entfernen. Dabei bewegst Du den Ohrstecker leicht hin und zurück und drehst ihn ein paar Mal.
- Drück den Verschluss nicht zu dicht ans Ohr, damit die Wunde im Stichkanal genug Luft bekommt. Ein zu fest sitzender Ohrstecker kann zu einer Infektion führen. Falls das neue Loch auch nach den ersten Wochen noch nässt, kannst Du den Stecker durch eine Creole (ein Ring) austauschen.
- Tipp für Sportler: Klebe das frisch gestochenes Ohrloch samt Stecker bei Kontaktsportarten mit einem Pflaster ab.
Was kannst Du tun, um den Heilungsprozess zu verbessern?
- Lass die Erststecker mindestens 6 Wochen im Ohrläppchen, ohne sie herauszunehmen. Im Knorpelbereich bleiben die Stecker mindestens 12 Wochen ununterbrochen im Ohr.
- Benutze während der ersten 6 Monate nur Ohrstecker, keine Ohrhänger. Der Ohrsteckerstift sollte aus Chirurgenstahl oder anderen gut verträglichen Materialien (z.B. Gold oder Sterlingsilber) bestehen. Die Ohrbügel der Ohrringe bei uns im Laden und im Onlineshop sind zum Beispiel alle aus 925er Sterlingsilber.
- Leichte Schwellungen und Rötungen, die direkt nach dem Ohrlochstechen auftreten, sind völlig normal. Bei unverhältnismäßigen Schmerzen, Schwellungen oder Rötungen geh bitte zum Arzt.
Wachsen Ohrlöcher wieder zu?
Frisch gestochene bzw. noch nicht verheilte Ohrlöcher wachsen wieder zu, wenn man die Ohrstecker herausnimmt! Deshalb muss man die Erststecker im Ohrläppchen mindestens 6 Wochen ununterbrochen tragen. Insgesamt dauert es ein halbes Jahr (Ohrläppchen) bzw. ein ganzes Jahr (Knorpelbereich), bis Ohrlöcher vollständig verheilt sind. In dieser Zeit solltest Du also nur ein paar Tage „Ohrringpause“ machen und dann bald wieder Ohrringe reintun.
Einmal vollständig abgeheilte Ohrlöcher wachsen nicht wieder zu, weil sich im Stichkanal neue Haut gebildet hat. Manchmal entsteht der Eindruck des Zuwachsens, weil sich innen ein Talgpfropfen bildet, wenn man eine Weile lang keine Ohrringe mehr trägt. Außerdem verengt sich der Stichkanal. Bei uns im Schmuckladen hört man immer wieder „Meine Ohrlöcher sind schon zugewachsen“. Aber das täuscht! Mit etwas Mut und einer antiseptischen Creme bekommt man durch jedes einmal gut verheilte Loch wieder einen Ohrring durch.
Wer bloggt hier?
Lauren
Phantasieschmuck-Tochter
Jobbte schon als Teenie im Familienbetrieb. Doch dann trug sie jahrelang nur wenig Schmuck und ging beruflich ihre eigenen Wege. Jetzt hat sie erkannt, was gut ist. Sie kümmert sich bei Phantasieschmuck um Marketing und Digitales und hat sogar ihr altes Nasenpiercing wieder durch gestochen!
Titelfoto von Andrea Piacquadio von Pexels
Schmuckbilder: Phantasieschmuck